logo Kirche im Raum Zellingen

Besuch aus Brasilien

Obidos Würzburg Partnerschaft Lange hatte ihm die Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht, jetzt konnte Bischof Dom Bernardo endlich wieder nach Deutschland reisen. Dass er als Repräsentant unserer Partnerdiözese Obidos auch in Zellingen Station machen würde, war ihm ein großes Anliegen – und uns allen eine Freude. Während eines Vorabendgottesdienstes berichtete der Bischof eindrucksvoll von der aktuellen Lage in Brasilien; bei den Begegnungen im Anschluss gab es weitere Gelegenheit zum Austausch.

Genau wie hierzulande verursacht die Corona-Krise auch im Amazonasgebiet eine immense Unsicherheit. Die Auswirkungen von COVID-19 auf die Wirtschaft, auf die Gesellschaft, auf das Leben der Einzelnen und auch auf die Kirche sind massiv. Das Virus und seine Folgen werden noch lange Zeit spürbar sein; Corona hat den Alltag von Grund auf verändert. Brasilien wurde von Corona besonders gebeutelt.

Zu Beginn der Pandemie genau wie während der zweiten und dritten Welle sind die Zahlen der Infizierten dort regelrecht explodiert. Keine Familie, die kein Opfer zu betrauern gehabt hätte; niemand, der nicht einen Freund oder eine nahestehende Person an COVID-19 verloren hätte. Dicht an dicht reihten sich auf den Straßen die Leichenwagen; sie wurden der Situation kaum mehr Herr.

Eine zentrale Institution, die während der Krise die Zügel in die Hand genommen hätte, fehlte, schilderte Dom Bernardo. Von Seiten der Regierung habe man auf Informationen, auf konkrete Anweisungen und dringend notwendige Hilfe vergebens gewartet. Wer half und in die Bresche sprang, war demnach die Kirche. Sie war präsent, half vor Ort und rettete sprichwörtlich Leben.

Wie der Bischof beschrieb, war die Lage vieler Bewohner seiner Diözese schon vor Corona prekär. Viele von ihnen verdienen ihr Geld als Tagelöhner; sie leben von der Hand in den Mund. Die Zahl der Menschen in Obidos, die unterhalb der Armutsgrenze leben, schätzt Dom Bernardo auf 50 Prozent. In diese ohnehin schwierige Ausgangssituation schlug das verhängnisvolle Virus wie ein Blitz ein.

„Uns war klar: Wir müssen helfen“, erinnert sich der Bischof zurück. Er und sein Team waren gefragter denn je. Gemeinsam mit Mitgliedern aus der Gemeinde habe man alles Menschenmögliche unternommen, um die Not der Betroffenen zu lindern. Große Unterstützung habe man dabei von Adveniat, Misereor, dem Bistum Würzburg und den großzügigen Spendern in Zellingen erfahren.

Verladen von Lebensmitteln und Hygieneartikeln Eine der ersten, drängendsten Herausforderungen bestand darin, die alltägliche Grundversorgung zu sichern. Zu diesem Zweck wurden Tüten mit Lebensmitteln und Hygieneartikeln gepackt. Per Boot – dem Fortbewegungsmittel Nummer eins in dieser Region – wurden die Tüten in alle Gemeinden der Diözese gebracht. Dom Bernardo war auf vielen dieser Fahrten dabei. Die Dankbarkeit der Menschen, die sie besuchten, rührt den Bischof noch heute. Viele von ihnen hatten wochenlang keinen Kontakt zur Außenwelt gehabt. „Dass wir zu ihnen kamen, dass wir sie nicht vergessen hatten, war für sie ein Zeichen der Hoffnung. Es ging nicht allein um die Lebensmittel. Mindestens ebenso wichtig war den Menschen die Begegnung, das Gefühl, wahrgenommen zu werden. Unser Besuch zeigte ihnen: ‚Ihr seid nicht allein.‘ Daraus schöpften sie Kraft.“

Transport über den Amazonas Doch nicht nur die tägliche Grundversorgung galt es zu bewältigen; auch die Versorgung der Kranken stellte eine wichtige Aufgabe dar. Als Inhaberin von drei Krankenhäusern und zwei Krankenhausschiffen trägt die Katholische Kirche in diesem Bereich eine enorme Verantwortung. Dass der Staat sich während der Krise derart passiv zeigte, erhöhte den Druck auf die Kirche nur noch mehr.

Wie Dom Bernardo berichtete, bestimme Corona im Amazonsgebiet weiter das Leben. Der Lockdown halte an; Kindergärten und Schulen seien nach wie vor geschlossen. An Normalität sei nicht zu denken.

Ein erster kleiner Lichtblick: Nachdem das Jugendkulturzentrum „Cultura Pela Paz“ (Kultur für den Frieden) in den vergangenen Monaten renoviert worden ist, darf es jetzt – Schritt für Schritt – seine Türen für kleine Gruppen öffnen. Gerade in Zeiten extremer Einschränkungen sei es wichtig, den jungen Menschen Orientierung und Halt zu geben.

Verteilen der Pakete Auch den Familien der Kindergartenkinder in den Pfarrgemeinden San Francisco und Santa Clara steht man während des Lockdowns zur Seite. Mit ihnen in Kontakt zu bleiben, ihnen Hilfestellungen zu geben, beschrieb Dom Bernardo als äußerst wichtig. Sowohl für die Eltern als auch die Kinder stelle Corona eine absolute Ausnahmesituation dar. Diese gelte es, gemeinsam zu meistern.

Für die Zeit um Weihnachten, führte der Bischof aus, sei eine weitere Großaktion in Obidos geplant. Ziel sei es, Hilfsmittel – vor allem Lebensmittel – an diejenigen zu verteilen, die sie am dringendsten bräuchten.

Dom Bernardo an Conny Warsitz Einen besonderen Dank richtete Dom Bernardo an Conny Warsitz, die am Gottesdienst und der anschließenden Begegnung teilnahm. Die passionierte Sozialarbeiterin aus Langenprozelten hat bereits viele Jahre ihres Lebens in Brasilien verbracht. So war sie auch bis Ende Oktober 2020 vor Ort, um Dom Bernardo und die Pfarrgemeinde nach Kräften zu unterstützen. Was Corona bei den Menschen in unserer Partnerdiözese anrichtete, hat Conny hautnah miterlebt. Mit am meisten beeindruckt hat sie dabei die Tatsache, dass sich die Menschen selbst in tiefster Armut nicht nur nach Spenden und Lebensmittelpaketen sehnen; auch Respekt, Anerkennung und Nähe spielten für sie eine zentrale Rolle. Auf die Frage, wie man all die Mühen, das Elend und den Tod verkrafte, hatte Conny bei der Veranstaltung in Zellingen eine ebenso simple wie zutiefst hoffnungsvolle Antwort parat: „Gott ist da.“

Ähnlich zuversichtlich zeigte sich Antje Franz, als sie Dom Bernardo einen Scheck in Höhe von 900 Euro überreichte. Die Summe kam durch den Verkauf von Kräutersträußen zusammen, die zu Maria-Himmelfahrt geweiht wurden und bis Mitte/Ende September in der Pfarrkirche und in der Kapelle auslagen. Gegen eine Spende konnte man die Kräuterbüschel erwerben. Beseelt vom Gedanken, auf diese Weise einen kleinen Beitrag leisten zu können, hatte Antje Franz die umfangreiche Arbeit – Kräuter sammeln, trocknen, binden – sehr gern in Kauf genommen.

Und damit nicht genug: Wie Gemeindereferentin Martina Röthlein ausführte, habe es in Zellingen noch weitere Aktionen zu Gunsten unserer Freunde in Obidos gegeben – so beispielsweise im Rahmen der Kommunionkatechese und während der Firmvorbereitungen, als sich 50 Jugendliche auf einer virtuellen Reise mit den Lebensbedingungen im Amazonasgebiet auseinandersetzten. Auch an der Grundschule Zellingen-Retzbach wurde in Sachen Obidos sehr viel geleistet: Als dies noch möglich war, habe die Schulfamilie zwei „richtig große“ Läufe organisiert – mit Publikum, Freunden und Verwandten. Während des Lockdowns hätten die Kinder dann jeder für sich den „Lauf nach Obidos“ bestritten – zu Fuß, mit dem Scooter oder dem Fahrrad. Der Erlös aus all diesen Aktionen kommt der Partnerdiözese in Brasilien zugute. Stellvertretend für alle, die sich mit Herzblut engagiert haben – Schüler, Eltern, Lehrer und Spender – nahm Schuldirektorin Frau Evelyn Nickel den Dank der Gemeindereferentin und des Bischofs entgegen. Der Erlös aus all diesen Aktionen kommt den Menschen in der Partnerdiözese in Brasilien zugute.

Dom Bernardo nimmt außerdem froh das Geschenk einer selbstgestalteten Stola für den neu geweihten Priester Markus entgegen, der während seines Aufenthalts in Deutschland viel Zeit auch in der Pfarreiengemeinschaft der Frankenapostel verbrachte.

Dass Tausende von Kilometern, die zwischen der Pfarreiengemeinschaft der Frankenapostel und der Diözese am längsten und wasserreichsten Fluss der Erde liegen, kein Hindernis darstellen, brachte Dom Bernardo zum Abschluss des beeindruckenden Abends auf den Punkt: «Nähe und Distanz sind keine Frage der Geografie; sie sind eine Frage des Denkens, des Handelns und des Herzens.»

Möchtet auch Ihr die wichtige Arbeit für die Familien von Dom Bernardo und seinem Team unterstützen?
Jede Spende zählt. 

Schon im Voraus ganz herzlichen Dank für Eure Hilfe!

IBAN: DE90 7905 0000 0048 0839 43
Bank: Sparkasse Mainfranken
Kontoinhaber: Kath. Kirchenstiftung St. Georg Zellingen
Verwendungszweck: Obidos

Wer mehr über die Arbeit von Bischof Dom Bernardo und unsere Partnerdiözese erfahren möchte, darf sich gern bei uns melden:

Familie Amrhein (Tel. 79318), Familie Koch (Tel. 89000),
Familie Scherbaum (79282), Familie Wendel (8176729)

­